10. Juni bis 01. Juli 2014. Drei Wochen sind zu kurz, um die ganze landschaftliche und kulturelle Vielfalt dieses Landes zu erleben, aber ausreichend, um einen guten Überblick zu bekommen. Auch in China sind die Manieren der Bevölkerung gewöhungsbedürftig. Ständiges Aufziehen mit der Nase, Spucken auf die Straße, Rülpsen – und das jederzeit, auch wenn es in das Gesicht eines anderen ist – sind ganz normal. In der U-Bahn gilt das Gesetz des Stärkeren, und derjenige mit den spitzesten Ellbogen bekommt einen Sitzplatz.
Der Süden von China – Von Guilin nach Longsheng und Yangshuo
Beim Planen der Rundreise stellte ich mir Guilin (Südchina, Provinz Guangxi), unsere erste Station als romatisches Örtchen vor, um welches herum sich eine einzigartige Berglandschaft erhebt. Ich hätte wohl einen Blick in den Reiseführer oder zumindest auf Wikipedia werfen sollen. Von Romantik keine Spur in dieser 5 Millionen Stadt. Doch ich habe daraus gelernt, alles was ein winziger, kaum sichtbarer Punkt auf der chinesischen Landkarte ist, hat mindestens eine Million Einwohner. Verständlich bei etwa 1,35 Milliarden in ganz China.
Die Berglandschaft war allerdings tatsächlich so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Wie im Bilderbuch. Mit dem Boot ging es den Li-Fluss flußabwärts bis nach Yangshuo. Ein “Örtchen” umgeben von Karstbergen, welches ebenfalls als romantisch und gemütlich beschrieben wird. Auch das war nicht der Fall, dafür fanden wir ein unter chinesischen Touristen sehr (!) beliebtes Städtchen, welches aber trotz der Toursistenmassen seinen Charme nicht verloren hat. Von dort konnte man herrliche Radausflüge durch die atemberaubende Landschaft und in die umgebenden Orte machen.
Zurück in Guilin, machten wir einen Tagesausflug nach Longsheng. Die Reisterrassen sind in dieser Gegend gehören zu den berühmtesten in ganz China. Zu Fuß ging es einen Pfad zu den Reistfeldern hinauf. Endlich mal kein hupendes Auto oder Elektro-Moped, und kaum andere Reisende. Um saftig-grüne Reisterrassen zu sehen, waren wir jahreszeitlich zwar leider etwas zu früh dran. Das Wetter war nicht das Beste, die Terrassen waren schlammig und braun. Doch der Ausblick war trotzdem wunderschön.
Über die Stadt des Phoenix zu den Avatar-Bergen in die Stadt des westlichen Friedens
Fenghuang ist eine von zahlreichen alten Wasserstädten in China. In der Altstadt stehen die Holzhäuschen auf Stelzen entlang des Flusses und schaffen so ein verträumtes Stadtbild. Ziemlich erschöpft kamen wir hier an einem schwülen Nachmittag mit dem Bus von Guilin an. 1 1/2 Monate reisen haben ihre Spuren hinterlassen. Um so unerwartender war es, dass in Fenghuang mein Selbstbewusstsein auf seltsame Weise wieder aufgebaut wurde. Westliche Touristen scheint diese Stadt selten zu sehen – wir waren die Attraktion des Tages. Wir bekamen Blumenkränze geschenkt, wurden gebeten mit Gruppen von jungen Chinesinnen und Chinesen zu posieren oder wurden einfach so photographiert. Nach dem zehnten Mal hörte ich zu zählen auf. Manchmal wurde uns danach ein “You are beautiful” nachgerufen. Daran könnte ich mich gewöhnen 😉 Hollywood wir kommen…(am Ende Juli ist es übrigens soweit).
Am nächsten Tag ging es per Bus weiter zum Nationalpark von Zhangjiajie. Der Nationalpark hat sich durch die spektakuläre Felslandschaft einen Namen gemacht. Seit dem Kinofilm Avatar ist er auch international bekannt. Der Park ist weitläufig und bietet dem Auge so viel zu sehen, dass uns auch nach sechs Stunden nicht langweilig wurde. So verbrachten wir zwei erholame Tage dort, bevor es mit dem Nachtzug im Schlafabteil nach Xi’an ging. Verwunderlich, aber seit Wochen hatte ich nicht mehr so gut geschlafen wie in diesem Zug-Stockbett.
In Xi’an angekommen gingen wir es etwas gemütlicher an. Wir hatten ein heimeliges Hostel, in dem wir es uns für ein paar Tage gemütlich machten. Die bekannteste und wichtigste Touristenattraktion ist die Terracotta-Armee etwas außerhalb der Stadt. Beeindruckend. Sonst betreieben wir in Xi’an eher kulinarischen Tourismus. Viele viele Dumplings und herrliches Streetfood in der Muslim Street.
Peking
Ein “Bullet Train” brachte uns in nur fünf Stunden nach Peking. High-Speed-Züge fahren mittlerweile durch ganz China und erreichen eine Geschwindigkeit von etwa 300km/h. Eine angenehme, wenn auch nicht ganz billige Art zu reisen.
Als um 6:00 in der Früh der Wecker läutete, um zur chinesischen Mauer aufzubrechen, verfluchte ich unsere Entscheidung. Doch eine Stunde später wurde unser frühes Aufstehen belohnt. Wir waren die ersten auf der Mauer. Weit und breit kein anderer Tourist, dafür strahlend blauer Himmel. Eine Seltenheit, denn in den ersten zwei Wochen haben wir einen blauen Himmel weder in Südchina, noch in den nördlicheren Gebieten gesehen.
Neben beeindruckenden Bauten wie der Verbotenen Stadt und dem Palast des Himmels bietet Peking auch ein kleines Shopping Paradies. Wir hatten nicht wirklich Platz in unseren Rucksäcken, um irgendwelche Sachen zu kaufen, keine Frage, aber wir konnten der Versuchung letztendlich doch nicht widerstehen…mit ein paar Kleidungsstücken mehr im Gepäck ging es nach drei Tagen weiter nach Shanghai.
[Carina]
Ni hao Shanghai
Zu Gast in Shanghai bei Thomas, einem Freund noch aus Grazer Zeiten, den es beruflich nach Fernost verschlagen hat. Mit diesem “Local” an der Seite tauchten wir in das Shanghaier Großstadtleben ein. Der Kontrast zur offiziellen Hauptstadt Peking könnte größer nicht sein. Shanghai befindet sich in einem ständigen Auf- und Umbruch und braucht sich mittlerweile auch vor Metropolen wie New York City nicht zu verstecken. Großartig war der nächtliche Besuch einer Karaokebar (“KTV”). Eine unter Chinesen besonders beliebte Freizeitbeschäftigung, bei der man sich in angetrunkenem Zustand an westlicher Popmusik vergeht.
Obwohl seit meinem letzten Besuch des Stoffmarktes fast sieben Jahre vergangen waren, fand ich jenen Schneidermeister wieder, der sich damals im Jahr 2007 die Finger wund genäht hatte.
Schließlich gelang es uns sogar, mit bloßen Händen einen erstklassigen Suppenhund zu fangen!
[Max]